Expertinnen beraten zweimal wöchentlich

Bonn/Niedernhausen, 4. Juni 2020.
Ein Hilfetelefon nach schwieriger Geburt bieten ab sofort die Vereine Mother Hood und ISPPM. Die Hotline ist erreichbar unter der Rufnummer 0228 9295 9970. Beratungszeiten sind mittwochs von 12 Uhr bis 14 Uhr und donnerstags von 19 Uhr bis 21 Uhr (www.hilfetelefon-schwierige-geburt.de).

Das telefonische Hilfsangebot richtet sich an alle Mütter, die über ihre Erfahrungen bei der Geburt ihres Kindes sprechen möchten. Es hilft dabei, das Erlebte zu verarbeiten und kann der erste Schritt aus einer möglichen Krise sein, die mit der Geburt zusammenhängt.

„Frauen stoßen in ihrem Umfeld häufig auf Unverständnis, wenn sie von Problemen bei der Geburt erzählen“, berichtet Katharina Desery, Initiatorin des Hilfetelefons und Mitglied im Vorstand bei Mother Hood. Der Elternverein setzt sich für eine bessere Geburtshilfe ein.
„Sprüche wie ‚Hauptsache, das Kind ist gesund‘ oder ‚Stell dich nicht so an, Geburten sind nun mal so‘, helfen Müttern nicht weiter, im Gegenteil. Einzig die Frau entscheidet, ob eine Geburt belastend war.“

Im Kreißsaal werden die Bedürfnisse der Frauen oft außer Acht gelassen. Für viele sind medizinische Eingriffe ohne Erklärung, mangelnde Begleitung durch Hebammen und Ärzt*innen oder unerwartete Komplikationen sehr problematisch.

„Eine schwierige Geburt kann die Familie sehr belasten“, weiß Paula Diederichs, Leiterin der SchreiBabyAmbulanz Berlin-Mitte. Sie ist Mit-Initiatorin des Hilfetelefons und leitet das WIKK Institut, das Weiterbildungen zur Krisenbegleiterin für Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit anbietet. Während ihrer fünfundzwanzigjährigen Arbeit mit Familien erlebte Paula Diederichs immer wieder, wie schwierige Geburten zu Krisen bei Mutter, Kind und der Familie führen.

Die Beraterinnen des Hilfetelefons sind ausgebildete Therapeutinnen oder Sexualpädagoginnen und erfahren im Umgang mit schwierigen Geburtserlebnissen. Sie sind alle Mitglied der International Society for Pre- and Perinatal Psychology and Medicine, ISPPM. Grundsätze der Beratung sind, der Anrufenden zuzuhören und sie dabei zu unterstützen, ihre Empfindungen zu benennen, einzuordnen und Wege aus der Krise zu finden.

Wenn gewünscht, helfen die Beraterinnen mit Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten, wie beispielsweise Therapieformen.

Zum Hintergrund:

Die Vereine Mother Hood und ISPPM schätzen, dass rund 20 bis 50 Prozent der Frauen die Geburt ihres Kindes als schwierig, belastend oder sogar traumatisch erleben.

Therapeutinnen wie Viresha J. Bloemeke oder Psychoanalytiker wie Ludwig Janus oder Karl Heinz Brisch weisen schon länger auf den Zusammenhang zwischen einer schwierigen Geburtserfahrung und Folgen für Mutter, Kind und die Familie als Ganzes hin. Dazu zählen Bindungsstörungen, Ängstlichkeit im Umgang mit dem Kind, Angst vor einer weiteren Schwangerschaft sowie postpartale Depressionen bis hin zur posttraumatischen Belastungsstörung.

Kinder reagieren auf belastende Geburtserfahrungen beispielsweise mit dem sogenannten Schreibabysyndrom, Schlafproblemen sowie psychischen und motorischen Auffälligkeiten.

Über das Hilfetelefon nach schwieriger Geburt:

Das Hilfetelefon nach schwieriger Geburt ist ein Projekt der Bundeselterninitiative Mother Hood e. V. in Kooperation mit der International Society for Pre- and Perinatal Psychology and Medicine, ISPPM e. V. .

Pressekontakt: Katharina Desery, Telefon +49 (0)163 7274735,
E-Mail: presse@hilfetelefon-schwierige-geburt.de

Über Mother Hood e.V.:

Bei Mother Hood e.V. setzen sich Eltern bundesweit für eine gute Versorgung von Mutter und Kind vor, während und nach der Geburt ein. Durch Kreißsaalschließungen, Personalmangel in Kliniken und Lücken in der Hebammenversorgung ist eine sichere Geburtshilfe nicht mehr überall gegeben. Zu den Hauptforderungen von Mother Hood gehören unter anderem die Eins-zu-Eins-Betreuung durch eine Hebamme und die Wahrung des Rechts auf die freie Wahl des Geburtsortes (www.mother-hood.de).

Über ISPPM e.V.:

Die International Society for Pre- and Perinatal Psychology and Medicine, ISPPM, beschäftigt sich mit der frühesten Phase der menschlichen Entwicklung, beginnend vor der Empfängnis bis nach der Geburt. Sie begreift diesen prä- und perinatalen Lebensabschnitt als untrennbar verknüpft mit der Mutter und ihrer Umwelt.
In der ISPPM kommen zahlreiche Professionen zusammen, um auf der Grundlage authentischer wissenschaftlicher Methoden die Bedeutung der prä- und perinatalen Erfahrungswelt zu ergründen und dieses Wissen in die Praxisfelder rund um Schwangerschaft, Geburt und Therapie umzusetzen sowie gesellschaftspolitisch Einfluss zu nehmen. (www.isppm.de)